MYANMAR Risikofaktoren und Ausblick Fakten

 Kennzahlen / Pro & Kontra Länderrisikoeinschätzung

Fakten

Präsident und Regierungschef  > Htin Kyaw (NLD)

Präsidentschafts- und Parlamentswahlen (Wahlen alle 5 Jahre):

> Präsident (durch einen Wahlausschuss): letzte Wahl im März 2016

> Parlament: letzte Wahl im November 2015

Pro

+ Niedrige Auslands-/Staatsverschuldung
+ Großer Rohstoffreichtum
+ Wettbewerbsfähige Lohnkosten und junge Arbeitsbevölkerung
+ Lage zwischen Indien und China

Kontra

– Politische Unsicherheit vor dem Hintergrund der schwierigen politischen Situation und der bleibenden Anwesenheit der Militärjunta

– Andauernde Konflikte im Vielvölkerstaat Myanmar
– Schwache institutionelle Kapazitäten
– Schwieriges Geschäftsumfeld,
Übergangswirtschaft
Bevölkerung > 53,9 Millionen
Pro-Kopf-Einkommen  > 1.280 USD
Einkommensgruppe  > Niedriges Einkommen

Hauptexportgüter Gas (25,7 % der gesamten Leistungsbilanzeinnahmen), private Transfers (10,5 %),Tourismus (9,6 %), Kleidung (8,9 %), Holz (5,5 %)

Länderrisikoeinschätzung

Risikofaktoren und Ausblick

> Seitdem die Militärjunta das Land 2011 politisch und wirtschaftlich geöffnet hat, lässt sich ein umfassender und äußerst eindrucksvoller Fortschritt beobachten.

Nach 50-jähriger Militärherrschaft und einem historischen Sieg der Opposition bei den demokratischen Wahlen im November 2015 wird Myanmar nun von Aung San Suu Kyi und ihrer NLD-Partei regiert.

Das Militär versucht jedoch, seine Privilegien zu sichern und spielt dazu weiterhin eine aktive politische Rolle, die Reformen erschweren könnte. Die Beendigung fortwährender ethnischer Konflikte und die Erfüllung der hohen Erwartungen der Bevölkerung bilden große Herausforderungen für die unerfahrene Zivilregierung.

Diese profitiert jedoch von einem optimalen Kontext wie der diplomatischen und finanziellen Unterstützung seitens der internationalen Gemeinschaft, der Aufhebung der verbleibenden US-Wirtschaftssanktionen sowie der Lage zwischen Indien und China.

Mittel- bis langfristig dürfte der Boom der diversifizierten myanmarischen Wirtschaft dank Direktinvestitionen, Rohstoffen sowie Fertigungs- und Tourismusindustrie unverändert anhalten.

Die schnellen politischen, wirtschaftlichen und regulatorischen Erfolge der letzten Jahre sowie das enorme wirtschaftliche Potenzial und der ungebrochene Reformwillen der Regierung haben die Credendo Group im vergangenen November dazu bewegt, die Bewertung des mittel- bis langfristigen politischen Risikos von 7/7 auf 6/7 zu verändern, und damit eine Versicherung zu ermöglichen.

Auch die Bewertung des kurzfristigen politischen Risikos wurde vergangenen Monat von 5/7 auf 4/7 verbessert, da die Stabilisierung des politischen Umfelds Investoren und Konsumklima zugutekommt und den Fortbestand des myanmarischen Wirtschaftsbooms ermöglicht.

Trotz dieses symbolischen und bedeutenden Schritts, der die optimistische Stimmung widerspiegelt, ist Vorsicht geboten. Neben der politischen Unsicherheit trüben auch externe Anfälligkeiten die Zukunftsaussichten Myanmars.

Zu nennen sind hier die sinkende Nachfrage aus China sowie die niedrigen Rohstoffpreise (Myanmar ist Nettoexporteur von Brennstoffen). Doch auch innenpolitische Aufgaben, wie die Gewährleistung der makroökonomischen Stabilität in einem schnell wachsenden Wirtschaftsumfeld stellen das Land vor Herausforderungen.

Hierbei muss betont werden, dass sich die Wirtschaft Myanmars in einer Übergangsphase befindet und bedeutende Fortschritte erzielen muss, insbesondere in Bezug auf die Restrukturierung von Staatsunternehmen und die Erweiterung des unterentwickelten Finanz- und Bankensektors.

Auch die Verbesserung des schwierigen Geschäftsumfelds bedarf in einem Kontext schwacher institutioneller Kapazitäten und Eigeninteressen des Militärs noch intensiver Anstrengungen. Die Credendo Group trägt diesem Umstand Rechnung und stuft das systemische Geschäftsrisiko in die höchste Kategorie C ein.

Länderrisikoeinschätzung

Schneller Übergang zur Demokratie…

Die Demokratisierung befindet sich nach dem Bestehen der größten politischen Bewährungsprobe seit dem Militärputsch im Jahre 1962 auf einem guten Weg. Im November 2015 errang die oppositionelle Nationale Liga für Demokratie (NLD) in den ersten demokratischen und freien Parlamentswahlen seit 1990 auf friedlichem Wege einen überwältigenden Sieg.

Dieser Sieg war der Höhepunkt einer Phase unerwarteter politischer Öffnung, die sich durch Befreiung politischer Gefangener, Lockerung der Medienzensur, Wahlsiege der NLD bei Nachwahlen u. Ä. auszeichnete.

Dieser Wandel wurde 2011 von Thein Sein eingeleitet, dem ehemaligen Staatspräsidenten und Vorsitzenden der vom Militär geführten heutigen Hauptoppositionspartei USDP. In nur wenigen Jahren hat Myanmar außerordentliche Fortschritte erzielt, allein schon, weil es dem Land gelungen ist, sich aus der Isolation zu befreien, nachdem es unter der Militärdiktatur jahrzehntelang als Schurkenstaat galt.

Die Rückkehr in den Schoß der internationalen Gemeinschaft wurde 2013 symbolisch bekräftigt: Die 1988 eingeführten und später intensivierten internationalen Wirtschaftssanktionen wurden maßgeblich entschärft, wobei die EU-Sanktionen vollständig aufgehoben und die US-Sanktionen gelockert wurden.

…doch das Militär hält an seinen Privilegien fest

Auch wenn Aung San Suu Kyi verfassungsgemäß vom Präsidentenamt ausgeschlossen ist, ist die historische Oppositionsführerin und Tochter des burmesischen Unabhängigkeitshelden Aung San als Generalsekretärin der NLD und enge Vertraute von Präsident Kyaw das De-facto-Staatsoberhaupt Myanmars.

Ihre absolute Mehrheit im Parlament gibt der NLD weitreichende Handlungsspielräume, den von Thein Sein eingeleiteten politischen Wandel fortzuführen. Doch auch wenn die Wahlen 2015 einen Wendepunkt in der demokratischen Entwicklung Myanmars darstellten, wurde die Macht der Militärjunta nicht vollständig an die NLD abgetreten.

Vielmehr besitzt die Militärjunta gemäß der Verfassung von 2008 nach wie vor 25 % der Parlamentssitze und bildet damit eine Sperrminorität bei Verfassungsänderungen, um die Privilegien des Militärs zu sichern.

Darüber hinaus spielt die Junta weiterhin ein aktive politische Rolle, da sie drei Schlüsselministerien leitet: Verteidigung, Inneres und Grenzangelegenheiten. Außerdem kann sie die NLD-geführte Regierung aus Gründen der nationalen und inneren Sicherheit suspendieren oder absetzen.

In einem solchen Umfeld könnten Verfassungs- und Wirtschaftsreformen behindert werden, sowie zu Spannungen zwischen beiden Lagern und einer Verlangsamung des Übergangsprozesses führen.

Wenn die im vergangen März gewählte Regierung ihr Programm voranbringen möchte, wird sie daher umsichtig vorgehen müssen, um die Interessen des Militärs nicht zu gefährden. Bisher verlief die Zusammenarbeit konstruktiv.

Als Außenministerin hat Aung San Suu Kyi bereits Besuche an China und die USA absolviert, die die Normalisierung der Beziehungen zum Ausdruck bringen und Handel und Investitionen fördern sollen.

Die Demokratiedividende und selbstverständlich auch Investitionsperspektiven haben die USA dazu bewegt, die Aufhebung der verbleibenden Sanktionen (mit Ausnahme des Waffenembargos) sowie eine anstehende Erweiterung des Allgemeinen Präferenzsystems (GSP) anzukündigen. Sie folgen damit, wenn auch drei Jahre später, dem Beispiel der EU.

Dies ist das erste konkrete Ergebnis einer NLD-Regierung, die vor enormen Herausforderungen steht. Das größte mittelfristige Risiko liegt in der Enttäuschung der extrem hohen Erwartungen der Bevölkerung.

Die Beendigung anhaltender ethnischer Konflikte ist eine weitere Priorität der Regierung. Myanmar gehört weltweit zu den Ländern mit den meisten Ethnien, was die Regierenden seit jeher vor komplexe Aufgaben stellt.

Die Geschichte Myanmars ist von zahlreichen Konflikten zwischen ethnischen Minderheiten und der Armee in umstrittenen Gebieten, insbesondere Grenzregionen, geprägt.

Nachdem Versuche der Junta, einen dauerhaften Waffenstillstand zu sichern, wiederholt gescheitert waren, hat die Regierung kürzlich unter Einbeziehung aller bewaffneten ethnischen Gruppen den Panglong-Friedensprozess eingeleitet.

Mit ihrem Versprechen, einen Föderalstaat zu bilden und so eine nationale Aussöhnung zu ermöglichen, begegnet die NLD den Forderungen ethnischer Gruppen nach größerer Autonomie und Gleichberechtigung.

Dieser positive Schritt könnte eine gewisse Stabilität schaffen, auch wenn die jüngsten bewaffneten Auseinandersetzungen im Norden gezeigt haben, wie fragil die Lage nach wie vor ist.

Das Erreichen eines langfristigen, dauerhaften und umfassenden nationalen Friedensabkommens liegt noch in Lage sowie eine Verringerung der Armut fordert.

Dies sind, besonders für eine unerfahrene Regierung, anspruchsvolle Ziele, die nur mittels komplexer makroökonomischer Maßnahmen erreichbar sind. Da die mehrheitlich arme Bevölkerung vom bisherigen Wirtschaftsboom nicht profitieren konnte, ging die rasante wirtschaftliche Entwicklung der vergangenen Jahre mit zunehmenden sozialen Protesten einher.

Diese waren insbesondere auf Umweltzerstörung und umstrittenen Landerwerb für Industrieprojekte zurückzuführen (Myanmar ist nach wie vor überwiegend ländlich geprägt).

sehr weiter Ferne. Sollte es jemals zu einem Ende dieses jahrzehntelangen bewaffneten Konflikts, zu Entwaffnung und einem Wechsel des politischen Systems kommen, so könnte dieser Prozess ein Jahrzehnt in Anspruch nehmen.

Das Unruherisiko in entlegenen Gebieten würde damit noch lange fortbestehen. Eine weitere Ursache für Instabilität bildet der zunehmende buddhistische Nationalismus, der sich durch gewaltsame Übergriffe gegen Muslime, besonders gegen die Rohingya-Minderheit, äußert. Dies sorgt auch bei einigen ausländischen Partnern für Kontroversen.

Seit der ehemalige General Thein Sein 2011 eine wirtschaftliche Öffnung zugelassen hat, vollzieht Myanmar einen rasanten wirtschaftlichen Wandel. Eine allmähliche Normalisierung der Beziehung zu Auslandsgläubigern sowie die Reintegration in die Weltwirtschaft haben zwischen 2012 und 2015 zu einem durchschnittlichen BIP Wachstum von 7,9 % gesorgt (allerdings ggü. einem niedrigen Ausgangswert), was der zweithöchsten Rate in ganz Asien entspricht. Für die kommenden fünf Jahre wird ein Wachstum von 7,7 % prognostiziert.

Diese beachtlichen Entwicklungen in einer diversifizierten Wirtschaft werden von steigenden Direktinvestitionen, Infrastrukturentwicklung sowie einer starken Fertigungs- und Tourismusindustrie getrieben.

Zahlreiche Faktoren dürften künftig Myanmars Attraktivität unter Investoren weiter steigern und die Exportwirtschaft des Landes stärken. Dank seines großen Rohstoffreichtums (u. a. Holz, Bodenschätze und insbesondere Gas) ist Myanmar ein Nettoexporteur von Brennstoffen.

Gleichzeitig hat das Land hohes Potenzial für Wasserkraft, Landwirtschaft und Offshoreöl. Dauerhaft niedrige Brennstoffpreise könnten allerdings negative Auswirkungen auf geplante Investitionsprojekte im Öl- und Gasbereich haben.

Eine weitere Stärke liegt in den jungen, kostengünstigen Arbeitskräften für den myanmarischen Produktionssektor, der gegenüber regionalen Wettbewerbern eine positive Entwicklung aufweist und das Land zu einem attraktiven Ziel für regionale Industrieverlagerungen machen dürfte.

In diesem Zusammenhang ist besonders die stark expandierende Bekleidungsindustrie zu nennen. Die langen Jahre der Isolation führen dazu, dass es vom Ausbau der vernachlässigten Infrastruktur bis hin zur Entwicklung des weitgehend unerschlossenen Verbrauchermarkts zahlreiche Herausforderungen zu bewältigen gibt. Daher zeigen Direktinvestitionen einen starken Aufwärtstrend.

Am stärksten profitiert hiervon die Energiebranche, gefolgt von Telekommunikation und Produktion. Die Einrichtung mehrerer Sonderwirtschaftszonen, ein neues Gesetz für Auslandsinvestitionen sowie eine starke Dynamik unter der neuen Regierung (z. B. Aufhebung verbleibender US-Sanktionen) bilden den Motor dieser Entwicklung.

Auslandsinvestitionen profitieren außerdem von der idealen Lage des Landes zwischen China und Indien. Daher dürften die Direktinvestitionen ausreichen, um ab 2018 das große (jedoch rückläufige) Leistungsbilanzdefizit zu finanzieren, das 2016 Prognosen zufolge bei 33,5 % der Exporteinnahmen liegt.

Der Staatshaushalt befindet sich in einer moderaten Lage: Nachdem der ausländische Anteil der Staatsverschuldung zwischen 2013 und 2014 nahezu halbiert wurde (s. u.), lag die Verschuldung 2016 bei lediglich bei 34,2 % des BIP, nach mittelfristigen Prognosen bei 35 % des BIP.

Es wird jedoch erwartet, dass das Haushaltsdefizit bis 2021 unverändert über 4 % liegen wird, da die öffentlichen Ausgaben steigen und die Einnahmen von den niedrigen Energiepreisen getroffen werden.

Optimismus wird von externen Anfälligkeiten getrübt…

Trotz dieser insgesamt positiven Entwicklung, die der massiven Unterstützung der internationalen Gemeinschaft zu verdanken ist, wird die zuversichtliche Einschätzung durch strukturelle Risiken getrübt.

Trotz des eindrucksvollen wirtschaftlichen Fortschritts ist Myanmar nach wie vor zahlreichen Risiken ausgesetzt, die noch geraume Zeit fortbestehen und die künftige wirtschaftliche Entwicklung des Landes hemmen dürften.

Der hohe Anteil von Gasexporten an der Gesamtausfuhr (25,7 %) macht die Export- und Staatseinnahmen für ein anhaltendes Preistief anfällig. Dieser Faktor wird von der niedrigeren Nachfrage aus dem wichtigsten Absatzmarkt China verschärft, das 2014 35 % aller myanmarischen Exporte abnahm, vornehmlich Rohstoffe.

Myanmar ist außerdem von externer Hilfe abhängig, was heute aufgrund der positiven politischen Dynamik ein geringeres Problem darstellt. Die offene und kooperative Haltung der Armee ist jedoch nicht selbstverständlich.

Auch Katastrophen wie Wirbelstürme, Überschwemmungen und Erdbeben bilden eine große Gefahr und belasten die Landwirtschaft sowie den Staatshaushalt.

Myanmar ist eines der rückständigsten Länder Asiens, und das schwierige Geschäftsumfeld wird häufig als eines der größten Hindernisse für die Entwicklung des Landes betrachtet.

Die Probleme reichen von Infrastrukturengpässen über extreme Stromknappheit, Missverhältnisse zwischen Qualifikationsangebot und – nachfrage bis hin zu Rechtsunsicherheit und weitverbreiteter Korruption.

In diesem Kontext ist zu erwähnen, dass der Übergang Myanmars zu einer marktorientierten Volkswirtschaft, der 1988 eingeleitet wurde, noch nicht abgeschlossen ist und die Umsetzung von Wirtschaftsreformen zu einer entscheidenden Voraussetzung für die Beseitigung geschäftlicher Hindernisse macht.

Seit 2011 haben die Behörden beachtliche Strukturreformen im Bereich der Wirtschaftspolitik durchgeführt. Diese umfassen eine Reform des Wechselkurssystems (hin zu einem einheitlichen und kontrollierten Floaten des Kyat), die Liberalisierung des Handels sowie Verwaltungsreformen und eine eindrucksvolle Zahl neuer Gesetze.

Ab 2014 ging die Reformgeschwindigkeit im Vorfeld der Wahlen deutlich zurück, möglicherweise, weil ein besonnenerer Ansatz bevorzugt wurde. Die Restrukturierung von Staatsunternehmen und die Entwicklung des Banken- und Finanzsektors gehören zu den wichtigsten wirtschaftlichen Zielen der Regierung.

Ersteres wurde bereits mit der Privatisierung mehrerer hauptsächlich in der Fertigungsindustrie angesiedelten Staatsunternehmen eingeleitet, doch der Fortschritt dürfte wie in anderen kommunistischen Ländern wie Laos und Vietnam langsam verlaufen, da die Armee versuchen wird, ihre wirtschaftlichen Interessen zu schützen.

Erfolge sind jedoch essenziell, um künftig mit den zahlreichen ausländischen Investoren mithalten zu können.

Der in der von Bargeld dominierten Wirtschaft Myanmars agierende Bankensektor ist klein und nicht in der Lage, den mit dem starken Wirtschaftswachstum einhergehenden Finanzierungsbedarf zu decken.

Da die staatliche Vormachtstellung weiter zurückgeht, besitzen einige wenige staatseigene Banken heute weniger als die Hälfte des gesamten Bankvermögens, was den drei großen Privatbanken sowie zahlreichen kleineren Instituten zugutekommt.

Insgesamt hat ein rasanter Entwicklung eingesetzt, die sich u. a. in der bedeutenden regulatorischen Entwicklung und der rechtlichen Selbstständigkeit der Zentralbank äußert – auch wenn Letztere in der Praxis noch teilweise vom Finanzministerium abhängig ist.

Weitere Anzeichen für den Wandel sind die Eröffnung der Börse in Rangun und die Lizenzierung von zwölf ausländischen Banken. Ihre Anwesenheit dürfte die Kapitalverfügbarkeit mittel- bis langfristig entspannen.

Ihre Geschäftstätigkeit wird jedoch von den Vorschriften der Zentralbank eingeschränkt; so sind sie nicht berechtigt, Kredite an lokale Unternehmen zu vergeben. Außerdem dürfen die Banken, wie die Zentralbank auch, ausschließlich Kredite mit einer Laufzeit von maximal einem Jahr vergeben, entsprechend der Laufzeit von Festgeldanlagen. Diese werden in der Praxis jedoch meist refinanziert, um eine längere Laufzeit zu ermöglichen.

Mittel- bis langfristig gesehen, werden die Währungsbehörden die Reformierung des Banken- und Finanzsektors fortsetzen, doch dürfte diese anspruchsvolle Aufgabe von einem Mangel an institutioneller Kapazität erschwert werden.

Die institutionellen Schwächen kommen in der niedrigen Qualität der verfügbaren Daten und Haushaltsstatistiken zum Ausdruck, die weiterer Verbesserung und Transparenz bedürfen.

Weitere Gradmesser für die Regierungsfähigkeit sind die künftige Aufrechterhaltung der makroökonomischen Stabilität vor dem Hintergrund steigender Direktinvestitionen, sowie die Stabilisierung des Kyat, der seit April 2015 über 25 % seines Wertes gegenüber dem US-Dollar verloren hat und unter Abwertungsdruck steht.

Darüber hinaus gilt es, die Inflation einzudämmen, die seit 2015 bei etwa 10 % liegt. Die Verbraucherpreisinflation wird seit 2011 von einem extremen Anstieg der Kreditvergabe an den Privatsektor (über 45 %) in die Höhe getrieben, auch wenn dieser Wert inzwischen langsam zurückgeht.

Moderates Finanzrisiko seit dem Schuldenerlass von Myanmar stellt ein geringes Finanzrisiko dar.

Die Auslandsverschuldung befindet sich mit prognostizierten 53,7 % des Exports und knapp 13,9 % des BIP im Jahr 2016 auf einem niedrigen Stand, der dank der regen Wirtschaftstätigkeit in den kommenden Jahren beibehalten werden dürfte.

Diese günstige Entwicklung ist u. a. auf den 2013-2014 gewährten umfangreichen Schuldenerlass seitens des Pariser Clubs zurückzuführen. Dieser größte Gläubiger des Landes honorierte damit die politischen Reformen und das erfolgreich angelaufene Programm (Staff Monitored Programme – SMP) des IWF.

Der Pariser Club schrieb 50 % der ausstehenden Auslandsschulden (6 Mrd. USD) ab und schuldete die verbleibenden 50 % bis 2028 um, mit einer Nachfrist von sieben Jahren. Darüber hinaus ermöglichte eine japanische Brückenfinanzierung die Tilgung ausstehender Zahlungen in Höhe von 1 Mrd. USD an die Weltbank und die Asiatische Entwicklungsbank.

Insgesamt ist die Auslandsverschuldung Myanmars von 15,3 Mrd. US-Dollar im Jahr 2011 auf 8,8 Mrd. US-Dollar im Jahr 2014 gefallen. Der Schuldenerlass ebnete dabei den Weg für die Normalisierung der Beziehung zu multi- und bilateralen Gläubigern und damit für neue Auslandskredite.

Die externe Liquidität ist wenig besorgniserregend: Die kurzfristige Verschuldung ist niedrig (3,9 % der Exporteinnahmen Ende 2015) und die Währungsreserven decken das Neunfache des Schuldendienstes ab, der in diesem Jahr bei moderaten 3,2 % der Exporte liegen dürfte.

Diese Reserven, die von niedrigeren Gasexporten und explodierenden Importen im Jahr 2015 getroffen wurden, decken derzeit 2,6 Monatsimporte ab und liegen damit unter dem adäquaten Niveau von 3 Monaten.

Die günstigen Wirtschaftsprognosen und Aussichten auf weitere Direktinvestitionen dürften allerdings eine allmähliche Verbesserung der Lage bewirken.

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The Risk Management Team , ER Cecchi, Credendo Group- auch Photo

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